Insekten sind ja nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Was da so herumkrabbelt oder unberechenbar durch die Gegend fliegt, womöglich im Hosenbein über behaarte oder unbehaarte Waden wandert, löst bei vielen Menschen eher Abwehrreaktionen und Gänsehaut aus. Das liegt zum einen darin begründet, dass manche Insektenarten als Krankheitsüberträger, andere als stech- und sauglustige Monster eingestuft werden, was in bestimmten Fällen auch seine Berechtigung hat. Zum anderen gelten eine Reihe von ihnen als durchaus ernst zu nehmende Vorratsschädlinge. Aber sind wir doch ehrlich, die überwiegende Mehrheit der vielen Arten sind harmlos und bieten dem interessierten Betrachter ein unendlich reiches Verhaltensinventar. Dass Insekten auch nützlich sind, wer wollte das in Anbetracht von Bienen, Marienkäfern und der vielen Arten, die Blüten bestäuben, leugnen.

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Ein Vertreter der eher harmlosen Arten ist die Gemeine Schnepfenfliege (Rhagio scolopaceus). Mit einer Körperlänge von 8-14 mm lauert sie zumeist an Baumstämmen kopfüber sitzend auf vorbeifliegende Beutetiere. Das Vorderende des Körpers wird dabei in einem Winkel von ca. 45° von der Sitzfläche angehoben, was auf der obigen Aufnahme sehr schön zu sehen ist. Erjagt werden zumeist kleinere Fliegenarten. Die Larven der Schnepfenfliege leben räuberisch im Boden, wo sie andere Insektenlarven, Käfer aber auch Regenwürmer anfallen. Die Fliege selbst lebt an Waldrändern und an Wegen und ist in Mitteleuropa sehr häufig anzutreffen. Die Aufnahme entstand bei Breitenfeld im Oberen Vogtland.